Das Bienenlieb in Salzburg đ
Daniel Pfeifenberger ist GrĂŒnder von bienenlieb â einem Bio-Imkerzentrum und gleichzeitig gemeinnĂŒtzigem Verein in Salzburg. Mit seinen Produkten haben er und sein Team schon einige Preise gewonnen. Wir haben mit ihm ĂŒber die Beziehung zwischen Biene und Mensch und den Trend des Imkerns gesprochen.
Daniel, Bienenlieb vertreibt Bio-Honig. Kann man von Bio sprechen, wenn man gar nicht genau weiĂ, wo die Biene eigentlich ihren Nektar holt?
Kann man, ja. Allerdings ist es entscheidend, wo die Imkerei steht. Man muss sich einen Standort mit so geringen Emissionsquellen wie möglich suchen, rundherum darf nur Biolandschaft betrieben werden und auch die Verarbeitung des Nektars erfolgt ausschlieĂlich nach biologischen Auflagen. Zudem muss das Wachs, das bei der Honigproduktion entsteht, immer im eigenen Wachskreislauf bleiben und auch fĂŒr neue Waben von dort stammen. Die Bienenbabies sowie auch der Honig sind dauerhaft mit dem Wachs in Kontakt. Das ist also ein ganz wichtiger Faktor.
Ihr vertreibt neben Honig auch noch andere Produkte. Was gibtâs bei euch alles?
Bienenlieb fÀhrt zweigleisig. Zum einen stellen wir die bekannten Bienenprodukte wie Honig, Propolis, Bienenwein und Wachs her. Hinzu kommen innovative Kreationen sowie altbekannte Sachen, die wir wieder aufleben lassen.
Was ist das zum Beispiel?
Etwas Altes ist zum Beispiel das Backwachs. Das gibtâs bei uns in Blöcken. Meine Oma hat das frĂŒher aufs Backblech gegeben, damit nichts anbrennt. Eigentlich so simpel, aber heute wissen das nur noch wenige. Wir machen auch Honigbutter, eine Mischung aus Honig und Butter. In der Nachkriegszeit strich man es auf den Osterfladen. Wir haben da eine eigene Technik entwickelt, dass der Aufstrich direkt aus dem KĂŒhlschrank streichzart ist und das komplett ohne ZusĂ€tze im Produkt. Unsere Honigbutter wurde zum Biolebensmittel 2019 gewĂ€hlt. Ja und dann gibt es da noch unseren Gin Bien. Ein Wacholderbrand mit Honig, weich und mild im Abgang, den kann man gut pur trinken. Damit haben wir 93 Punkte bei Falstaff erreicht und bei den San Francisco World Spirits die Silbermedaille gewonnen. Das hĂ€tten wir echt nicht erwartet.
Imkern wird ja immer mehr zum Trend, was hÀltst du davon?
An sich ist Imkern eine gute Sache. Allerdings stellen sich manche das sehr leicht vor, ist es aber nicht. Ja, vor 40 bis 50 Jahren war es noch leicht, weil es einfach noch fast keine Krankheiten gab. Da hat es gereicht, wenn ich mich drei bis vier Stunden um meinen Bienenstock gekĂŒmmert habe. Heute sieht das anders aus. Heute arbeitet man bis zu 30 Stunden pro Jahr, weil es einfach viel mehr Krankheiten gibt. Das Problem ist, dass Bienen unentwegt arbeiten. Sind sie krank, kĂ€mpfen sie automatisch dagegen an, sodass man als Laie gar nicht merkt, dass sie krank sind.
Wie kann man das denn eindÀmmen?
Indem man AufklĂ€rungsarbeit leistet. Wir bieten zum Beispiel Onlinekurse an, um die Leute wenigstens ein bisschen zu schulen. Viele sind ja zu faul fĂŒr einen richtigen Kurs, online ist das etwas bequemer. Und ansonsten klĂ€ren wir natĂŒrlich die Leute auf oder stehen auch jederzeit fĂŒr Fragen bereit.
Welche Krankheiten gefÀhrden die Bienen?
Das sind bakterielle und virale Erkrankungen. Normalerweise kommen diese durch den Panzer der Bienen nicht hindurch. Allerdings kam durch GĂŒtertransporte die Varoa Milbe zu uns, welche Löcher in den Panzer der Biene beiĂt. Durch diese Ăffnungen gelangen die Bakterien in die Biene. Entweder diese stirbt dann gleich oder nach etwa zwei Wochen. Erkranken mehr Bienen daran, ist der Kreislauf geschĂ€digt. Da sich die Bienen dann schlagartig vermehren, um den Ausfall zu kompensieren, wirken die Bienenvölker zunĂ€chst oft sehr stark auf die Imker. Wenn dann aber alle nacheinander sterben, weil sie sich zu sehr verausgabt haben, dann ist die Ăberraschung bei den Imkern groĂ.Â
Welche Gefahren lauern noch fĂŒr die Biene?
Der Mensch gehört auf jeden Fall dazu, weil wir nach und nach den Lebensraum der Biene zerstören. Die Honigbiene ist sehr stark, sie sammelt VorrÀte und kann auch ein paar Tage ohne Nektar auskommen. Aber Wildbienen fliegen nicht so weit und brauchen ihren unmittelbaren Lebensraum. Genau wie die Hummel, die lebt in einem Umkreis von 150 Metern. Wenn der zerstört wird, dann stirbt auch die Hummel.
Was kann ich als Laie tun, um die Biene zu schĂŒtzen?
Auf jeden Fall bewusst, regional und möglichst biologisch einkaufen. Konventionelle Landwirtschaft trĂ€gt durch Pestizide und Co. sehr dazu bei, dass die Vegetation leidet und somit auch die Insekten. ZusĂ€tzlich kann man fĂŒr Nahrungsquellen sorgen, sprich, ein Insektenhotel anbringen oder einen Teil seines Gartens wild wachsen lassen und diese Info auch an Freunde und Bekannte weitergeben. Kinder wissen zum Beispiel oft gar nicht, dass die Natur ein Kreislauf ist. Viel, na ja, eigentlich alles wĂŒrde sich von selbst regeln, wenn wir nicht andauernd hineinpfuschen wĂŒrden. Diese Bewusstseinsbildung ist ganz wichtig, gerade auch bei den Kleinen. Ja und wer imkern möchte, sollte auf jeden Fall einen Kurs machen und die Bienen von seriösen Imkern beziehen. Beim Kauf von Honig ist noch wichtig, dass man keinen billigen aus dem Supermarkt kauft. Unser Honig kostet 24 Euro pro Kilo und darunter möchte und werde ich ihn gar nicht hergeben.
WĂŒrdest du sagen, es gibt eine Beziehung zwischen Mensch und Biene?
Nein, das glaube ich nicht. Klar mag ich mein Bienenvolk, aber im Grunde bist du der Biene egal. Bienen leben immer in Völkern, man nennt das Volk auch Bien. Wichtig ist, dass ein Gleichgewicht herrscht, dass wir die Tiere nicht ausbeuten und nur das von ihnen nehmen, was wir brauchen. Wir arbeiten ganz ohne Schutzkleidung mit ganz viel Ruhe. Am besten ist es, man ignoriert die Bienen, dann ignorieren sie uns auch. Wir sehen uns als Bienenbegleiter. Wir stellen ihnen einen Lebensraum zur VerfĂŒgung und nehmen nur den Honig, der zu viel ist, also den Ăberschuss. Konventionelle Imker nehmen alles weg, das ist dann quasi Nutztierhaltung von Insekten.
Wie sieht fĂŒr euch die Zukunft aus, was wĂŒnscht du dir?
Ich wĂŒnsche mir von allen Menschen mehr Bewusstsein fĂŒr die natĂŒrlichen KreislĂ€ufe, dass sich alles wiederherstellen lĂ€sst. FĂŒr Bienen und Imker wĂŒnsche ich mir die praktische Grundausbildung als Pflicht. Nicht jeder soll hier rumwurschteln können wie er will. Die Biene ist eines der effizientesten Lebewesen der Natur. Sie lĂ€sst keinen Platz fĂŒr Fehler, es ĂŒberleben nur die Harten, die die krank oder zu schwach sind werden verstoĂen. Bienen sind in dem Sinn keine sozialen Tiere. Es sind faszinierende Arbeiter, die es schaffen, mit einem Team aus 30.000 - 40.000 Lebewesen AblĂ€ufe binnen Sekunden und Minuten zu regeln und zu perfektionieren. Einfach faszinierend. Das schafft niemand von uns.
DER BIENENHOF
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