Nachhaltiges Bauen in Salzburg!
Hast du gewusst, dass Salzburg Vorreiter in puncto nachhaltiges Bauen ist? Nicht? Wir genauso wenig. Deshalb haben wir beim Architekten Peter Horner nachgefragt und uns erklären lassen, wie das mit der Nachhaltigkeit denn so funktioniert.
Peter, was bedeutet es eigentlich, nachhaltig zu Bauen?
Kurz gesagt, es ist immens wichtig für unsere Zukunft. Gebäude verbrauchen etwa ein Drittel unserer Energie, für Wärme, Kühlung und Elektrik. Deswegen bietet kaum ein anderer Sektor so viele Möglichkeiten, mit wenig Aufwand viel zu ändern.
Auf was wird bei nachhaltigen Gebäuden besonders geachtet?
Es gibt hier drei wesentliche Faktoren: Wie erwärme ich Gebäude, wie kühle ich sie und woraus baue ich sie. Erwärmen kann man sie durch Sonnenenergie. Diese wird verwendet um heißes Wasser zu erzeugen, welches über Wasserrohre die einzelnen Räume aufheizt. Auch die Kühlung funktioniert ähnlich – nur dass ich hier nicht die Sonnenwärme, sondern die Kühle der Erde verwende. In einem Meter Tiefe hat diese nämlich angenehme acht bis zwölf Grad. Wenn ich hier Wasser im Kreislauf zwischen Erde und Haus fließen lasse, kühlt dieses das Haus sanft ab. Beide Energien bekommen wir gratis aus der Natur.
Der dritte Aspekt ist der Bau der Gebäude an sich, die Materialien, die man verwendet. Die Zementproduktion macht zum Beispiel rund fünf Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes aus. Deshalb sollte man Beton nur nutzen, wofür er wirklich notwendig ist. Das beste und nachhaltigste Material ist klar Holz. Es bindet CO2, verbessert das Raumklima und eine Vollholzdecke ist konstruktiv sogar brandwiderstandsfähiger als eine Betondecke.
Welche Beispiele für nachhaltige Bauten gibt es denn in Salzburg?
Das ist zum Beispiel die Turnhalle in Liefering, das Gemeindezentrum in Hallwang sowie das Steiner Logistikzentrum. Letzteres benötigt zum Beispiel nur 40% der Heizenergie im Vergleich zu einem sehr ähnlichen Gebäudekomplex, der vom selben Konzern in Deutschland errichtet wurde.
Was läuft aktuell in Salzburg ab?
Ich plane gerade ein komplett energieautarkes Gebäude für das Land Salzburg – die Auenwerkstatt. Sie wird als Stützpunkt für Schulklassen dienen, die dort ökopädagogische Führungen durch die Au und Unterricht rund um die Natur erhalten. Man wird aber auch Seminare abhalten können – die Auenwerkstatt wird sehr flexibel nutzbar sein. Sie wird auch das erste vollautarke kommunale Gebäude Europas sein und das erste, das mithilfe von Holzmasse gekühlt wird. Es wird voll in die Landschaft integriert, keine Leitung führt zum Gebäude hin oder davon weg, es macht alles selber: Das Sammeln und Speichern von Wärme, das Sammeln und Speichern von Strom. Es fördert Wasser aus einem eigenen Brunnen und bereitet dieses auf – und das Gebäude reinigt sogar sein eigenes Abwasser selber auf biologische Weise. Der Clou: Die Auenwerkstatt kostet im Bau an diesem Ort genau dasselbe wie ein konventionelles Haus und sie wird in den etwa 80 Jahren Lebensdauer für die geplante Nutzung keine Energiekosten verursachen (!). Technisch wird das Projekt von der Firma FIN betreut, die Zusammenarbeit mit denen hat richtig Freude gemacht.
Peter, was wünscht du dir für deine Stadt in den nächsten 20 Jahren?
Ich wünsche mir, dass wir gute, lebenswerte und schöne Gebäude errichten können – dass die Menschen das auch lautstark einfordern. Dass wir im Neubau und in der Sanierung soweit es geht auf Solarenergie zurückgreifen und kein Gebäude mehr mit Öl oder Gas versorgt werden muss. Das alles ist Teil des Zieles, einen möglichst kleinen Footprint zu hinterlassen. Nur dann wird sich etwas ändern, nur dann werden wir in 20 bis 30 Jahren noch gut leben können. Gehen würde das, wir müssen es nur wollen.
Zur Person:
Die Mutter Architektin, der Großvater Statiker. Peter Horner wurde quasi in den Beruf hineingeboren, auch seine Schwester ist Architektin. Studiert hat er in Wien und Madrid, seit 2011 ist Peter selbständiger Architekt und Ziviltechniker. Sein Spezialgebiet ist das nachhaltige Bauen.
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